Interview-Serie Teil 7: Tiere, Pflanzen und Faszination – Makrofotografie mit Bob Daalder
Interview-Serie Teil 7: In unseren nächsten Interview haben wir einen weiteren sehr netten Fotografen kennengelernt. Wer sich mit der Makrofotografie beschäftigen möchte, der sollte sich erst einmal mit der Materie auseinandersetzen. In unserem Interview haben wir den Bob interviewt, welcher sich schon längere Zeit mit der Makrofotografie beschäftigt. Wir freuen uns, dass er unser Interview mitgemacht hat und wünschen Ihnen allen viel Spass beim lesen!
Hallo Bob. Bitte stell dich unseren Lesern doch einmal vor. Wer bist du und was machst du?
Ich bin Bob Daalder, 53 Jahre jung und in Den Helder, Niederlande geboren und aufgewachsen. Ich bin verheiratet, habe drei Kinder (alle in den Zwanzigern), zwei Hunde, und arbeite für die Staatsanwaltschaft.
In meiner Freizeit bin ich oft in der Natur unterwegs, wo ich Ausschau nach Pilzen, Blumen, Schmetterlingen und anderen schönen Dingen halte. Ich habe das große Glück, die Natur direkt vor meiner Tür zu haben. Keine zehn Gehminuten von meinem Haus entfernt finde ich normalerweise die Motive, die ich fotografieren möchte. Der einzige Nachteil des Fotografierens in Den Helder ist der ständige Meereswind.
Wie lange fotografierst du, mit welcher Kamera bist du eingestiegen und wie bist du dazu gekommen?
Seit etwa sieben Jahren beschäftige ich mich mit der Fotografie. Zunächst nur gelegentlich, aber in den letzten Jahren immer intensiver. Mittlerweile bin ich ein leidenschaftlicher Amateurfotograf.
Während eines langen Wochenendes mit meiner Frau in Maastricht habe ich ein bisschen mit einer Kompaktkamera herumexperimentiert. Noch nicht mit der heutigen Leidenschaft, aber mit großem Interesse. Dann geschah etwas, das mich dazu brachte, für meine eigene digitale Spiegelreflexkamera zu sparen. Was es genau war, weiß ich nicht und es ist mir auch nicht sonderlich wichtig, aber ich bin glücklich darüber.
Meine erste richtige Kamera war eine Canon EOS 1000d. Ein Anfängermodell, um herauszufinden, ob die Fotografie wirklich das Richtige für mich war.
Auf was hast du dich spezialisiert und was fotografierst du am liebsten?
Anfangs habe ich vor allem sehr viele Bilder von der Stadt gemacht, in der ich gearbeitet habe. Und mit „sehr viel“ meine ich auch sehr viel. Meine tägliche Mittagspause habe ich damit verbracht, Fotos zu machen. Hauptsächlich um das Zusammenspiel von Linien und Straßenszenen einzufangen. Ich habe buchstäblich Tausende von Fotos gemacht und davon sehr viel gelernt, zwar nicht so sehr in technischer aber kompositorischer Hinsicht.
Ein Jahr später habe ich mein erstes Makro-Objektiv gekauft. Während dieser Zeit habe ich eine Faszination für die Makrofotografie entwickelt. Ich habe nicht nur Tiere und Blumen, sondern auch Alltagsobjekte regelmäßig vor der Linse gehabt. Auch in diesem Zweig der Fotografie habe ich meine Fähigkeiten verbessert, überwiegend, indem ich viele Fotos geschossen habe.
Im Frühjahr 2013 habe ich mich zum ersten Mal für das Fotografieren von Schmetterlingen begeistert. Obwohl ich auch an anderen Naturmotiven Gefallen finde, sind Schmetterlinge immer noch meine Favoriten. Schon früher habe ich mich gerne inmitten von Schmetterlingen aufgehalten, um mich an ihrem unbeschwerten Flattern zu erfreuen. Erst nach einem kräftezehrenden Burnout in 2013 war ich jedoch erstmals in der Lage mich in ihrer Anwesenheit zu entspannen.
Man könnte es als einen Augenblick der Tagträumerei sehen, in dem ich zu mir finde und meinen Kopf freimache—ein Zustand, den ich auf meinen Alltag zu übertragen versuche. Es hilft mir, einen Ausgleich zu finden und meiner eigenen Unordnung zu entfliehen.
Nicht nur ihre Schönheit, Zerbrechlichkeit, Unbeschwertheit sprechen mich an, sondern auch die Ruhe, die ich in ihrer Betrachtung finde. Inmitten der Kleeblätter liegend, warte ich in aller Stille darauf, dass etwas passiert, und beweise eine große Geduld, die ich anderswo in meinem Alltag nur schwer aufzubringen vermag.
Mit meiner Kamera versuche ich, dieses Gefühl festzuhalten. Häufig gelingt es mir nicht, aber so schätze ich die Momente, in denen ich Erfolg habe umso mehr. Zu Hause an meinem Computer versuche ich, die Fotos so zu bearbeiten, dass sie dieses Gefühl einfangen und intensivieren. In meiner Arbeit hebe ich oft die Präsenz von Licht oder die Illusion dessen hervor. Auch Raum und Ruhe sind oft Teil meiner Arbeit.
Die Bearbeitung pro Bild dauert ungefähr dreißig bis sechzig Minuten. Dafür benutze ich Adobe Lightroom, NIK Software und gelegentlich ON1 Effects.
Was macht für dich die Makrofotografie so spannend?
„Spannend“ ist nicht unbedingt das richtige Wort. Ich würde es eher als faszinierend bezeichnen. Es ist erstaunlich, dass auf einigen wenigen Quadratmetern so viel zu sehen ist. Wenn man die Kamera um einige Dezimeter verschiebt, eröffnet sich eine ganz neue Welt mit einem komplett anderen Lichteinfall. Dies ermöglicht es, das Motiv in einem gänzlich anderen Licht zu zeigen. Außerdem finde ich es faszinierend stehen zu bleiben, um die Kleinigkeiten zu bestaunen, die man sonst übersieht.
Wenn man sich seinem Motiv durch Hinsetzen oder Hinlegen nähert, verändert sich die eigene Perspektive dramatisch und man begreift, dass es überall um einen herum so viel Schönes zu entdecken gibt.
Worauf muss man bei der Makrofotografie achten?
Ich persönlich finde es sehr wichtig, dass man die Stelle sorgfältig aussucht, auf die man den Fokus legt. Weil Details in der Makro-Fotografie besonders wichtig sind, kann ein Bild schnell chaotisch wirken, wenn der Fokus nicht richtig eingestellt ist. Die „Live View“-Option ist daher sehr nützlich, weil es einem erlaubt näher an sein Motiv heranzuzoomen, sodass man sicher sein kann, dass man die richtige Stelle anfokussiert hat. Beim Fotografieren ohne Stativ, so wie ich es mache, sollte man darauf achten, dass die Verschlusszeit sehr kurz ist, um das Verwackeln des Bildes zu verhindern. Ein Bildstabilisator in der Kamera oder dem Objektiv ist in diesem Fall wirklich sehr praktisch.
Welches Equipment verwendest du am häufigsten?
Meine derzeitige Kamera ist eine Canon EOS 60d. Leider zeigt sie erste Alterserscheinungen, aber ich hoffe, dass sie weiterhin ihre Aufgabe erfüllt. Das von mir mit Abstand am meisten genutzte Objektiv ist das Canon EF 100 mm f/2.8L Macro IS USM. Ein anderes Kernstück meiner Ausstattung ist ein kleiner Sonnenschirm (so wie man ihn auch an einem Kinderwagen findet). Den Sonnenschirm verwende ich dazu, das Licht zu manipulieren und zum Beispiel Blätter aus dem Bild fernzuhalten. Des Weiteren benutze ich gelegentlich Lichterketten (im Hintergrund) und einen Wasserzerstäuber, um den Anschein von Tau und Nebel zu erwecken. Ansonsten benutze ich draußen nichts anderes. Ich bevorzuge es wenig mitzunehmen, wenn ich unterwegs bin.
Welche Situationen oder Erlebnisse würdest du vermeiden oder anders machen, wenn du jetzt neu anfangen würdest mit der Fotografie zu beginnen.
Das ist eine sehr schwierige Frage, auf die ich so schnell keine Antwort habe. Meine Anfänge als Fotograf waren vor allem explorativ. Und das war gut so. Das Einzige, was mir einfällt, ist, dass es sich ab einem bestimmten Zeitpunkt auszahlt, in eine qualitativ hochwertige Ausrüstung zu investieren, anstatt ein Schnäppchen zu machen. Die Makrofotografie habe ich mit einer Tokina 100 mm begonnen. Obwohl sie gute Bilder macht, hatte ich viele technische Probleme mit ihr, sodass ich mich für eine Canon 100 mm entschieden habe. Ich habe ähnliche Erfahrungen mit dem Kauf und der Nutzung des Stativs gehabt. Oft zahlt sich ein vermeintliches Schnäppchen nicht aus.
Kannst du uns von einem deiner schönsten Fotografie-Erlebnisse erzählen ?
Da ich häufig längere Zeit auf wenigen Quadratmetern verbringe, treffe ich gelegentlich auf neugierige Rotkehlchen. Hin und wieder sind sie wagemutig genug sich mir auf weniger als einen Meter zu nähern, um zu sehen, was ich so treibe. In diesen Momenten genieße ich die Natur so sehr, dass ich fast vergesse, Fotos zu machen.
Zudem freut es mich, dass es immer noch Menschen gibt, die ihre Hilfe anbieten. Oft verbringe ich Zeit an Orten, an denen man mich nicht erwarten würde — im Gebüsch, im hohen Gras oder auf Nebenwegen — wo ich regelmäßig auf dem Boden liege. Angesichts dessen denken Passanten immer wieder, dass mir etwas zugestoßen sein könnte. Glücklicherweise ist mir bis jetzt noch nichts zugestoßen, aber ich wurde schon mehrmals gefragt, ob ich Hilfe brauche und ob alles mit mir in Ordnung sei. Entgegen der Behauptung, dass mitmenschliche Fürsorge im Schwinden begriffen sei, finde ich diese Sorge um meine Person recht erfreulich.
Welche 3 Tipps kannst du unseren Lesern mit auf den Weg geben? Worauf kommt es deiner Meinung nach an?
Vor allem für meine Art der Fotografie ist es wichtig, sich Zeit zu nehmen. Ich empfehle, ein Motiv aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten und die Komposition erst danach zu gestalten. Gegenstände in der näheren Umgebung, wie zum Beispiel Herbstlaub oder sogar Bonbonpapier, können Bildern mehr Farbe und Dynamik verleihen.
Um das gewählte Motiv deutlich von der Umgebung hervorzuheben, ist eine große Blendenöffnung (zwischen f/4 und f/2.8) ein absolutes Muss. Weiterhin sollte man sich sicher sein, dass es nicht zu viele andere Objekte im Fokusbereich gibt, die die Aufmerksamkeit vom eigentlichen Motiv weglenken.
Sie sind selbstverständlich eingeladen, einen Blick auf meine Facebook-Seite zu werfen (auch für Nicht-Mitglieder zugänglich):
Weitere Fragen können Sie mir gerne auf dieser Seite stellen.
Vielen Dank für das tolle Interview! Wir wünschen dir weiterhin viel Erfolg und freuen uns in Zukunft, auf noch mehr von deinen wünderschönen Fotografien.
Hier geht es zu den anderen Interview aus dieser Serie:
– Teil 1: Tipps und Tricks mit Nina von “Passionworks Photography”
– Teil 2: Trashige Fotos und gegen den Strom mit #KunstUndKotze von “Fabz Black”
– Teil 3: Fotografie-Tipps zur Wildness- und Streetfotografie mit „Wehrmann Photography“
– Teil 4: Deep-Sky- und Astrofotografie mit Fabio Crudele
– Teil 5: Dark-Art, LostPlaces, People und Composings mit „Seelenfänger-Photographie“
– Teil 6: Jede Form von Kunst hat ihr Publikum und ihr Gewicht – Tommy Liddell
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Kommentare
Melanie 3. August 2020 um 11:07
Vielen Dank für die sehr interessanten Tips!! Mich interessiert wie man speziell diese verschwommenen Hintergründe hinbekommt? Bearbeitest Du diese mit Adobe Lightroom etc. und könnte man hierfür evtl. auch ein kostenloses Programm verwenden? Ich taste mich gerade erst an das Thema heran… Liebe Grüsse, Melanie!